Mit Beginn der Saison 2022/2023 hat Hannover 96 entschieden, sich durch gravierende Änderungen im Ticketing gänzlich von seinen treuen Anhängern zu entfremden.
Aus diesem Grund haben zahlreiche aktive Fanclubs, Fangruppen und Interessengemeinschaften aus allen Stadionbereichen die Kampagne „Lang lebe die Eintrittskarte“ ins Leben gerufen.
„Lang lebe die Eintrittskarte“ hat das Ziel, Bewusstsein zu schaffen, für die kleinen, aber feinen Unterschiede, die den Volkssport Fußball und seine Fankultur so einzigartig machen.
Der Volkssport Fußball ist keine beliebige Ware, die sich den Gesetzen der Wirtschaft unterziehen lässt. Vielmehr ist er eine Lebenseinstellung, durch die ein Stadion erst seinen Pulsschlag erhält. Er verbindet seit Jahrzehnten Generationen und Menschen, die sich ohne ihn nicht kennengelernt hätten.
Ein wesentlicher Teil dieser Lebenseinstellung und somit auch das Ganze ist nun abermals in Gefahr, seine Identität zu verlieren, um zu einer weiteren beliebigen Ware zu werden.
Die Kampagne „Lang lebe die Eintrittskarte“ hat daher vier ausschlaggebende Punkte erarbeitet, deren Erhalt es zu bewahren gilt.
Wir fordern die Verantwortlichen bei Hannover 96 auf, sich konstruktiv mit dem Thema auseinander zu setzen und Lösungsvorschläge hierfür zu erarbeiten.
Im Sinne aller Stadionbesucher. Im Sinne von Hannover 96. Im Sinne des Volkssports Fußball.
Möchtest auch Du mit Deinem Fanclub Mitunterzeichner dieser Kampagne sein?
Schreib uns eine E-Mail an: kontakt@hannovereint.de
Unterzeichner:
Barsinghäuser Jungs
Bella Vista
Bückeburger Jungs
Fanabteilung Hannover 96
Fanclub Schwarz-Weiß-Grün Lehrte 1987 e. V.
Fanclub Steher
Fanhilfe Hannover
Förderkreis MDCCCXCVI e.V.
Freundeskreis Hannover
Gehrdener Garde
Giften
Gruppe Unterrang
H96N8er
Hamelner Jungs
Hannoi RedFire
Hannover City Boys
Herritours Hannover
HUMMERs est. 2012
Jugend Ensemble
Komplott Hannovera 1998
Lehrte
Leinekollektiv Hannover ’13
Linden Society
Nice Guys
Ostfriesen
Passion & Pride Hannover
Red Rescue 1896
Rote Kurve VZ
Rote Teufel
Rote Wölfe Hannover
Roter Infarkt 1999
Rotes Linden
Schaumburg Ultras
Sektion Celle
Sektion Peine
Sektion Südniedersachsen
The Red Pack
Treuer Norden 2006
Ultras Hannover
Unterrang Jugend
Verrückte Meute
West Hannover
Erhaltung der Tageskassen
Für zahlreiche Stadionbesucher spielen unterschiedlichste Faktoren eine entscheidende Rolle, ob ein Stadionbesuch am Spieltag möglich ist. Die Vereinbarkeit mit Beruf, Familie oder etwaigen anderen (ehrenamtlichen) Engagements sind dabei die ausschlaggebenden Gründe. Viele Zuschauer versuchen nichtsdestotrotz so oft es geht, ihre Mannschaft auswärts oder heim zu unterstützen. Eine Verbundenheit, die man in der heutigen Gesellschaft nur noch selten findet und die in ihrer Ausprägung einzigartig ist. Oftmals erfordert der Spielbesuch Spontanität, weil sich eben manche Dinge nur kurzfristig entscheiden lassen aber die Liebe zum eigenen Verein überwiegt.
Umso ärgerlicher ist es dann, wenn trotz der Verfügbarkeit von Plätzen die Kassen am Stadion während des Spieltags geschlossen sind und man bei Heimspielen – oder als Gästefan sogar auswärts – vor verschlossenen Türen sitzt. Erschwerend kommt derweil noch hinzu, dass es im gesamten Umland und der Stadt Hannover nahezu keine Vorverkaufsstellen mehr gibt.
Unsere Forderung:
Wir fordern die sofortige Öffnung der Tageskassen am Niedersachsenstadion in der bekannten Form. Dieses sowohl auf der Heimseite als auch für Gästefans.Mittelfristig erwarten wir, dass Hannover 96 sich seiner eigenen Anziehungskraft wieder besinnt und in seinem Einzugsgebiet ausreichend Vorverkaufsstellen errichtet.
Eintrittskarten als Sammlerstück
Die überwiegende Mehrzahl aller Fußballfans kann sich ganz genau an ihren ersten Stadionbesuch erinnern. Gleiches gilt für die besonderen Spiele eines bewegten Fanlebens: Derbys, Flutlichtspiele, Aufstiege, Endspiele, Europapokalnächte in fernen Ländern, Triumphe und Niederlagen. Unvergessliche Momente, von denen die Eintrittskarte als stummer Zeitzeuge bleibt. Aufbewahrt an Pinnwänden, in eigenen Sammlungen oder sogar gerahmt an besonderen Orten. Mancherorts sogar als Sammlerobjekt gehandelt und begehrt.
Mit dieser geschichtsträchtigen Form der Eintrittskarte ist allerdings ab sofort Schluss bei Hannover 96. Ein QR-Code in der App oder ein Print@Home-Ticket ersetzen ab sofort die klassische Eintrittskarte. Auch die einheitlichen Eventim-Thermodruckkarten in den wenigen Eventim-Vorverkaufsstellen können nicht dazu beitragen, die damit verbundene Entfremdung zwischen Fans und Verein aufzuhalten.
Die Eintrittskarte hat aber nicht nur einen sehr hohen ideellen Wert für Fußballfans. Sie ist auch in einer zunehmend schnelllebigen Gesellschaft in der bekannten Form ein Entschleuniger, um dem oftmals rastlosen Alltag zu entgehen. Sehr viele Stadiongänger sind trotz der digitalen Möglichkeit froh, sich nicht auch noch während eines Fußballspiels mit dem Smartphone beschäftigen zu müssen. Die Digitalisierung wird auch vor dem Volkssport Fußball keinen Bogen machen, dessen sind wir uns durchaus bewusst. Allerdings darf die Bedingung eines Stadionbesuchs nicht ausschließlich von einer App oder einem digitalen Endgerät abhängig sein, insbesondere für eben jene, die sich aus guten Gründen dagegen entscheiden.
Bereits das erste Heimspiel der Saison 2022/2023 offenbarte erhebliche technische Probleme mit Print@Home-Tickets, deren Inhaber schlussendlich nur den bloßen physischen Besitz eines solchen Tickets nachweisen mussten, um im Anschluss Zugang in das Niedersachsenstadion zu erlangen. Diese Praxis zeigt mehr als deutlich die technische Anfälligkeit der Print@Home-Tickets im Vergleich zu den altgedienten Eintrittskarten. Dass hiermit Fälschern Tür und Tor geöffnet sind, liegt auf der Hand.
Grundsätzlich ist Freiwilligkeit das entscheidende Stichwort. Mit einer Malus-Regelung in Form einer Strafzahlung von 10€ für eine Dauerkarte in der bekannten Kartenform, wie in der Saison 2022/2023 jetzt eingeführt, wird sämtliche Loyalität der jahrelangen Stadiongänger, seitens Hannover 96 enttäuscht. Die Vorverkaufszahlen sprechen hier eine deutliche Sprache: Zwei Drittel aller Dauerkarteninhaber der Saison 2022/2023 lehnen die digitale Dauerkarte ab.
Unsere Forderung:
Wir fordern eine Rückkehr zur Eintrittskarte in ihrer individuellen gedruckten Papierform für das Format der Tageskarten. Darüber hinaus müssen alle digitalen Optionen auf Basis der Freiwilligkeit beruhen. Bereits getätigte Strafzahlungen für eine Standard-Dauerkarte müssen den Inhabern erstattet werden und sind zukünftig nicht mehr zu erheben.
Fanfreundliche Eintrittspreise
Der Volkssport Fußball hat mit all seinen Facetten eine starke Strahlkraft. Er sozialisiert seit Jahrzehnten Menschen unterschiedlichster sozialer Schichten. Um diese einzigartige, prägende Eigenschaft nicht zu verlieren, muss der Besuch eines Fußballspiels vor allem eines sein: Bezahlbar.
Vom Schüler und Auszubildenden, über Studierende bis hin zum Rentner oder Familien mit Kindern bedarf es daher angemessener Ermäßigungskontingente im Niedersachsenstadion. Preise von 20€ und mehr für einen Stehplatz oder Erhöhungen der Dauerkartenpreise von bis zu über 30% in einigen Bereichen (im Vergleich zur vorherigen Dauerkarte) sind daher keinesfalls mit der oft propagierten sozialen Verantwortung der Vereine unter einen Hut zu bringen. Insbesondere dann nicht, wenn die gesamte Gesellschaft bereits unter den derzeitigen wirtschaftlichen Belastungen ächzt. Darüber hinaus sind die prozentual stark differierenden Preissteigerungen für die Saison 2022/2023 bei Hannover 96 weder transparent nachvollziehbar noch rational erklärbar.
Unsere Forderung:
Wir fordern daher eine klare und fanfreundliche Anpassung der Preise. Diese kann aufgrund der bereits gestarteten Saison rückwirkend mit einer Rabattierung in der Folgesaison erfolgen.
Keine Personalisierung von Eintrittskarten
Der Fußball und seine Fans sind seit Jahren ein gern genommenes Testfeld für jegliche Law&Order-Phantasien von Innenpolitikern und Sicherheitsorganen. Durch die ausschließlich digitale Buchung von Eintrittskarten wird der Zuschauer nun endgültig zum gläsernen Fan. Reduzierungen von Kontingenten, Bewegungsprofile, Postleitzahlensperren bei Buchungen und vieles mehr waren bisher in den meisten Fällen nur Theorie. Durch einen bloßen Knopfdruck sind diese Maßnahmen nun potentiell umsetzbar. In Hannover und auch bundesweit.
Unsere Forderung:
Wir fordern als Minimum eine unpersonalisierte und unbürokratische Übertragbarkeit aller Tickets von Heimspielen von Hannover 96. Dieses muss sowohl für Tageskarteninhaber, als auch für Dauerkarteninhaber möglich sein.
Alle Beiträge von KH98
Zwingermarkt am 26.03
ERGEBNIS VOM FANSZENETREFFEN
Uns allen ist bewusst, dass mit zunehmender Rückkehr zur Normalität das Verlangen ins unermessliche steigt, endlich wieder der Kurve Leben einzuhauchen. Die Covid-19-Pandemie darf dabei aber kein Anlass sein alle bisherigen Grundsätze über Bord zu werfen. Auch nach der Pandemie stehen wir für unsere Werte ein, sei es nach zwei Jahren oder nach zwei Jahren und drei Monaten.
Auf dem Fanszenetreffen am 01.10.2021 wurden daher die Grundvoraussetzungen für den Stadionbesuch und somit zur Rückkehr zum organisierten Support wie folgt festgelegt:
Keine Personalisierung der Tickets
Wir lehnen weiterhin eine Personalisierung von Tickets ab. Das Thema ist nicht neu und seit über 15 Jahren fester Bestandteil unseres fanpolitischen Selbstverständnisses. Tickets müssen übertragbar sein und dürfen nicht mit einem Namen an einen festen Sitzplatz oder Stehplatz gebunden sein. Maßgeblich ist für uns aktuell die niedersächsische Corona-Verordnung. Eine spezielle Handhabung dieser Regelung beim Ticket-Verkauf ändert nichts an der festgeschriebenen Personalisierung, welche entscheidend ist, auch wenn der Verein diese Personalisierung an den Käufer abtritt. Zusätzlich möchten wir auch nochmal auf das Beispiel der Dauerkarten aus der Vergangenheit eingehen, welche zwar auf einen bestimmten Namen ausgestellt sind, jedoch in jedem Fall übertragbar waren. Diese Übertragbarkeit ist bei einer festgeschriebenen Personalisierung ausgeschlossen. Eine Kontaktdatenerfassung am Eingang des Stadions, um das Infektionsgeschehen nachvollziehen zu können, ist davon unberührt. Diese muss neben der elektronischen Erfassung auch per Papierformular möglich sein. Die Datenhoheit für Heim- und Auswärtsspiele muss bei Hannover 96 sowie für Gästefans beim jeweiligen Gastverein liegen.
Kapazitätsbeschränkung von maximal 50%
Bei einer Auslastung von mindestens 50% haben alle Dauerkartenbesitzer die Möglichkeit das Spiel zu besuchen, betrachtet man die Dauerkartenzahlen der letzten Jahre zzgl. 10% für ein Gästekontingent. Unter diesen Voraussetzungen ist eine Rückkehr für uns als erster Schritt denkbar. Selbstverständlich ist eine Vollauslastung das Primärziel. Daher werden wir uns auch im weiteren Verlauf der Pandemie für die Rücknahme der Kapazitätsbeschränkungen stark einsetzen.
10% des Kontingents für Gästefans
Gästefans steht wie gehabt ein Ticket-Kontingent in Höhe von 10% zu. Dies fordern wir für Gäste in Hannover und erwarten Selbiges auch bei Auswärtsspielen unserer Mannschaft.
Keine Abstandsregeln und keine Maskenpflicht
Innerhalb der Blöcke dürfen weder Abstands- noch Maskenregelungen gelten, sodass Fankultur frei ausgelebt werden kann.
Keine Materialbeschränkungen
Materialbeschränkungen oder gar Verbote stellen nach wie vor ebenfalls ein Ausschlusskriterium für uns dar.
Unter Berücksichtigung der pandemischen Lage sind diese Bedingungen auch unter Anwendung der 2G-Regel für uns als Fanszene als Zwischenlösung akzeptabel.
Da die meisten Regelungen Sache der Länder sind und sich die Bedingungen momentan häufig und kurzfristig ändern, werden wir die „Schablone“ unserer Kriterien auf jedes Spiel legen und entsprechend bewerten.
Sollte diese „Schablone“ wiederum nicht auf Spiele passen, so bleiben wir als aktive Fanszene dem Stadion sowohl bei Heim- als auch bei Auswärtsspielen fern.
Fanszene Hannover
SATEMENT ZUR ZUKUNFT VON HANNOVER 96
Nach über zwei Jahrzehnten Konstanz in der Führung der Profifußballgesellschaften bei Hannover 96 steht laut mehreren Aussagen des derzeitigen Geschäftsführers Martin Kind in den vergangenen Monaten eine Übergabe der Geschäftsführung in naher Zukunft an. Dies ist aus unserer Sicht zu begrüßen. Ein Neuanfang ist dringend notwendig. Allerdings muss dieser Neuanfang auch ein echter Neuanfang sein und keine Alibiveranstaltung wie die vielen „Neuanfänge“ der vergangenen Jahre. Dazu gehört, dass nicht nur der nächste neue Trainer oder der nächste neue Sportdirektor kommt, sondern dass die gesamte Führungsebene inkl. Geschäftsführung neu aufgestellt wird.
Die neue Geschäftsführung muss das schaffen, wozu die aktuelle offenkundig nicht in der Lage ist. Sie muss schaffen, dass Hannover 96 wieder zusammenwächst. Profifußballgesellschaften, Mutterverein, Fans und natürlich auch die Sponsoren müssen zusammen für ein erfolgreiches Hannover 96 sorgen. Die Basis ist und bleibt das Zwei-Säulen-Modell, welchem als oberste Maxime gefolgt werden muss. Geprägt von einem starken Miteinander, gegenseitiger Partizipation und einem respektvollen Umgang. Ein gelebtes, nach außen klar sichtbares, Wir-Gefühl muss entstehen und wachsen.
Die neue Geschäftsführung muss dafür sorgen, dass eine sportliche Leitung gefunden wird, die sich gegenseitig vertraut und auch ein Vertrauen ihrer Vorgesetzten erfährt, selbst wenn es ein paar Spiele nicht läuft. Die jeweilige Kompetenz und Erfahrung sind der maßgebliche Faktor und die Grundlage für Entscheidungen, nicht die Position innerhalb der Hierarchie. Probleme müssen intern angesprochen werden und sollte doch eine Trennung notwendig sein, so muss der Geschäftsführung klar sein, dass es absolut ungehörig ist, zu diesem Prozess mit Journalisten zu sprechen; nicht nach der Trennung und vor allem nicht vor einer Trennung. Auch den weiteren Mitarbeitenden in der Geschäftsstelle muss Vertrauen entgegengebracht und sie modern geführt werden, sodass sie selbstständig arbeiten und jederzeit intern Kritik äußern dürfen, die ernst genommen wird und somit zur Weiterentwicklung von Hannover 96 beiträgt.
Die neue Geschäftsführung muss die leitenden Mitarbeitenden so führen, dass sich der Club nicht der Lächerlichkeit Preis gibt und somit in der eigenen Anhängerschaft Fremdscham erzeugt, wenn permanent und völlig unsouverän nicht nur zu vermeintlichen Gerüchten und Fehlinformationen in der lokalen Presse Gegendarstellungen veröffentlicht werden, sondern sogar zu als Kommentar gekennzeichneten Meinungsäußerungen.
Die neue Geschäftsführung muss längere Erfahrung im Profifußball besitzen und bei der Mehrzahl der vorherigen Arbeitgeber nicht in Ungnade gefallen und daraufhin entlassen worden sein, sondern ihre Verträge überwiegend erfüllt haben und dabei erfolgreich gewesen sein. Sie sollte ebenfalls im Bereich der Jugendarbeit mehr als nur kompetent sein, um eine Strategie zu entwickeln, die zu Hannover 96 passt und eine Konstante schafft, die nicht von agierenden Personen abhängig ist. Bei Rechtsstreitigkeiten mit Verbänden sollte die Person in der Lage sein, seriöse Anwälte zu beauftragen und nicht einen dilettantischen Dampfplauderer wie Herrn Schickhardt, welcher nur von seinem Ruf, nicht aber der Qualität seiner Arbeit lebt.
Eine Rücksichtnahme auf elementare Belange der Mehrzahl der Fans und diesbezügliches Gespür ist ebenfalls zwingend notwendig. Keinesfalls tragbar sind Personen, die nicht nur je nach Arbeitgeber ihre Meinungen zu 50+1 oder anderen Themen ändern und somit offenkundig kein Rückgrat besitzen, sondern darüber hinaus kein Verständnis für die Abschaffung der Montagsspiele mitbringen, wie es ein Robert Schäfer erst kürzlich kundgetan hat.
Abschließend soll erwähnt werden, dass eine neue Geschäftsführung der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA als federführende Gesellschaft des Profifußballs aufgrund der gültigen 50+1-Regel selbstverständlich vom Mutterverein und nicht von den aktuell drei Gesellschaftern zu bestimmen ist, was auch eine gemeinsame aber keine alleinige Suche seitens der Gesellschafter beinhalten kann. Wir fordern daher das zuständige Gremium der Hannover 96 Management GmbH dazu auf, gemeinsam die Suche für eine neue Geschäftsführung mittels eines professionell durchgeführten Auswahlverfahren zu forcieren.
Für einen echten Neuanfang. Für ein starkes Miteinander. Für ein erfolgreiches Hannover 96.
Barsinghäuser Jungs
Bückeburger Jungs
Fanclub 96 Promille
Fanclub Burgdorfer Löwen
Fanclub Hamelner Jungs
Fanclub Rote 12
Fanclub Rote Teufel von 1978
Fanclub Schwarz-Weiß-Grün Lehrte von 1987
Fanclub Steher
Förderkreis MDCCCXCVI e. V.
Fraktion Rote Schweiz
Freundeskreis Hannover
Garbsen 308
Garbsener Jungs
Gehrdener Garde
Gruppe Unterrang
H96N8er
Hannover City Boys
Herri Crew Leinemasch
Herritours Hannover
Hilcom
Jugend Ensemble
Komplott Hannovera 1998
Lausbuben Hannover
Lehrte
Leine Crew Hannoi
Leinekollektiv Hannover’13
Linden Society
Ostfriesen
Passion & Pride Hannover est. 2006
PBF Hannover
ReiseGruppeUnsozial
RF Gifhorn
Rote Kurve
Rote Wölfe Hannover
Roter Infarkt 1999
Schaumburg Ultras
Sektion Celle
Sektion Hildesheim
Sektion Neustadt
Sektion Peine
Sektion Südniedersachsen
SWG Schlachtenbummler
Treuer Norden 06
Ultras Hannover
Unterrang Jugend
Unterstützerkreis Pro e.V. 1896
Verrückte Meute 1999
West Hannover
Wilde Davenstedter Jungs
Wenn Euer 96-Fanclub ebenfalls Mitunterzeichner sein möchte, meldet Euch unter: kontakt@hannovereint.de
Faire Verteilung der TV-Gelder – jetzt!
Im Frühling sahen sich die Fußballvereine der ersten beiden Ligen ob wirtschaftlicher Zwänge in der Not, den Spielbetrieb schnellstmöglich wieder aufzunehmen. Die zügige Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber den TV-Sendern wurde als einzige Möglichkeit ins Feld geführt, um einen wirtschaftlichen Kollaps des Systems Profifußball in Deutschland zu verhindern.
Um hierfür während noch unklarer Pandemielage für Verständnis zu werben, zeigten sich Vereine und Verbände selbstkritisch. Es gebe Fehlentwicklungen, man könne nicht so weitermachen, es brauche neue Rahmenbedingungen für den Fußball.
Dann rollte der Ball wieder, die Saison ging zu Ende, die nächste Spielzeit begann. Reformen? Fehlanzeige! Wenigstens ein Grundsatzbeschluss, der den Willen zur Veränderung bekundet? Fehlanzeige!
Stattdessen Schweigen im Walde bei den großen Protagonisten des „Re-Start“.
Nun steht die Entscheidung über die künftige Verteilung der Einnahmen aus der nationalen und internationalen TV-Vermarktung bevor. Hier hören wir nun endlich einige reformwillige Stimmen aus dem Ligaestablishment. Diese Stimmen sind auch verdammt wichtig. Doch noch bleiben die Forderungen hinter den bekannten Erwartungen vieler Fans, wie dem detaillierten Konzept von „Zukunft Profifußball“, zurück. Die Neuverteilung der TV-Gelder ist gleichzeitig ein Test, ob die Worte im Frühjahr die erwartete Nebelkerze oder doch ehrlich gemeint waren. Eine deutlich gleichmäßigere Verteilung der TV-Gelder kann nicht alle Fehlentwicklungen der letzten 30 Jahre rückgängig machen, aber sie ist ein erster Schritt in Richtung substanzieller Veränderungen. Weitere Reformen zur Förderung eines ausgeglicheneren Wettbewerbs, aber auch eines nachhaltigen Wirtschaftens müssen folgen.
Der Ball befindet sich nach wie vor bei den Funktionären der Vereine und Verbände. Wenn der Fußball als gesamtgesellschaftliches Ereignis eine Perspektive haben soll, tun diese gut daran, die Vorschläge aus den Kurven endlich ernst zu nehmen und als Auftrag zu begreifen.
Fanszenen Deutschlands
Football belongs to the people!
Fußball gehört den Menschen
Seit ein paar Wochen hat sich unser Sport in einer kurzen Zeitspanne verändert wie nie zuvor. Aufgrund des Ausbruchs von COVID-19 in vielen Ländern wurden alle Wettbewerbe gestoppt, manche gar abgebrochen. Im Moment wird Fußball meist hinter verschlossenen Toren oder vor stark begrenzten Zuschauerkontingenten gespielt. Offizielle und Business-Vertreter rühmen sich dafür, den Fußball mit Hilfe einer TV-Veranstaltung gerettet zu haben. Das Einzige, was sie damit gerettet haben, ist ihr Business. Weiterhin gefährdet bleibt die Art und Weise, wie wir den Fußball leben und lieben: Unsere Leben unseren Vereinen zu widmen und unsere Emotionen auf die Ränge der Stadien zu bringen. Wir bestehen weiterhin darauf, ein Teil dieses Sports zu sein. Ein Teil, der nicht ausgespart und auf eine einfache Sound-Option oder animierte Fan-Choreographie während der nächsten Pay-TV Übertragung reduziert werden kann.
Englische Version:
Football belongs to the people
Since a few weeks our sport has changed like never before in such a short period of time. Due to COVID-19 outbreaks in many countries all competitions were stopped, some even cancelled. Right now, football is mostly played behind closed doors or with serious regulations for a small amount of spectators. Officials and businessmen are proud of themselves for saving the sport and making football a TV-Show. What they saved is their business, nothing more. What’s still in danger is our way of living and loving football, dedicating ourselves to the clubs we follow and the emotions we bring to the stands. We insist in being a part of this sport. A part which you can’t leave out or reduce to a simple sound option or animated fan choreographies during the next Pay TV broadcast.
Unser Fußball – basisnah, nachhaltig und zeitgemäß
Seit Jahren beobachten wir viele Entwicklungen des Profifußballs mit Sorge. Wiederkehrend wurde auf die Notwendigkeit von Veränderungen hingewiesen. Die Corona-Krise hat weitere Schwächen des kaputten Systems Profifußball offenbart. Nun haben auch DFL, DFB und einige Vereinsvertreter Reformen angekündigt. Punktuelle Reformen und die Bekämpfung einzelner Symptome können diesmal aber nicht die Lösung sein. Die Zeit ist gekommen, den Profifußball grundlegend zu verändern. Wir alle wollen einen neuen Fußball:
Unser Fußball – ein fairer Wettbewerb
Faire Rahmenbedingungen sind die Grundlage eines attraktiven Wettbewerbs. Die Schere zwischen großen und kleinen Vereinen geht allerdings immer weiter auseinander. Um den Wettbewerb wieder deutlich ausgeglichener zu gestalten, bedarf es grundlegender Änderungen – sowohl auf nationaler, als auch auf europäischer Ebene. Unser Fußball zeichnet sich durch eine gleichmäßigere Verteilung der TV-Gelder, die Einführung eines nationalen Financial Fairplays und die eindeutige Begrenzung von Investoreneinflüssen aus.
Unser Fußball – ein gesellschaftliches Vorbild
Mit seiner enormen Strahlkraft kommt dem Fußball eine große gesellschaftliche Verantwortung zu. Eine Verantwortung, der er leider allzu oft nicht gerecht geworden ist. Unser Fußball macht sich im Sport und in der Gesellschaft für Menschenrechte und Vielfalt stark. Er setzt sich konsequent gegen Diskriminierung ein und bekämpft Korruption ernsthaft. Als gesellschaftliches Vorbild handelt unser Fußball sozial nachhaltig und wird seiner ökologischen Verantwortung gerecht.
Unser Fußball – demokratisch & wirtschaftlich nachhaltig
Kurzfristiges Denken und schlechtes Wirtschaften müssen der Vergangenheit angehören. Mit eingetragenen Vereinen als Basis und demokratisch-transparenten Entscheidungsprozessen muss sich der Fußball zukunftsfähig aufstellen. In unserem Fußball gehören die Vereine Dank der 50+1-Regel ihren Mitgliedern. Ein auf langfristige Stabilität ausgelegtes Wirtschaften ist für diese Vereine in allen Ligen möglich. Wirtschaftlich nachhaltiges Handeln und die Bildung von Rücklagen sind fest in den Lizenzierungsverfahren verankert.
Unser Fußball – lebt durch seine Fans
Statt sich immer weiter von seiner Basis zu entfernen, müssen Fans als elementarer Bestandteil des Fußballs anerkannt werden. Als Publikumssport lebt er von einer vielfältigen Fankultur im Stadion. Unser Fußball fördert selbstorganisierte Fankultur und berücksichtigt Faninteressen durch verbindliche und kontinuierliche Beteiligungsprozesse. Er zeichnet sich unter anderem durch sozialverträgliche Ticketpreise, ein inklusives Stadion und fangerechte Anstoßzeiten aus.
Weitermachen wie vor der Krise darf keine Option sein. Wir wollen nicht zurück zu einem kaputten System. Wir fordern Vereine und Verbände auf, vor dem Beginn der kommenden Saison zu handeln. Dazu braucht es einen glaubhaften Grundsatzbeschluss sowie die Einleitung konkreter Reformen: Die Zukunft des Fußballs muss grundlegend neu gestaltet werden – basisnah, nachhaltig und zeitgemäß.
Forderungen der Fanszenen Deutschlands
In der Krise beweist sich der Charakter
Nein, der Fußball befindet sich in keiner Krise – lediglich das Geschäftsmodell derjenigen kommt ins Wanken, die sich daran eine goldene Nase verdienen. Und nicht erst jetzt, aber aktuell mit voller Wucht, bekommt der Profifußball den Spiegel vor die Nase gesetzt, mit welcher Missgunst ein großer Teil der Bevölkerung auf den Profifußball blickt. Wir nehmen wahr, dass sich das Produkt Fußball eine Parallelwelt erschaffen hat, welche viele Fußballfans mit ausufernden Transfer- und Gehaltssummen, einer unersättlich wirkenden Gier nach Profit, Korruption bei Verbänden sowie dubiosen und intransparenten Beraterstrukturen (2017/18 ca. 200 Mio. €) in Verbindung setzen.
Wiederaufnahme des Spielbetriebs
Wir mögen aktuell nicht beurteilen und abschätzen können, wann ein vertretbarer Zeitpunkt gewesen wäre, den Ball wieder rollen zu lassen. Wir bewerten jedoch das Verhalten der Vertreter des Profifußballs als anstands- und respektlos, sich in der aktuellen Krisensituation derart aggressiv in den Vordergrund zu drängen. Der Gedanke, dass sich mit genügend Geld und ausreichender Lobbyarbeit Sonderwege bestreiten lassen, lässt sich leider nicht von der Hand weisen. Ein Vorpreschen bei der Inanspruchnahme routinemäßiger Screenings erachten wir als anmaßend, würden uns doch dutzende andere Institutionen einfallen, bei denen verdachtsunabhängige Testungen mehr Sinn ergeben würden. Übel stößt hierbei nicht die generelle Inanspruchnahme von Testkapazitäten auf, sondern weil sich der Profifußball eine soziale Relevanz anmaßt und eine Sonderbehandlung bewirkt, die in keinem Verhältnis zur aktuellen gesellschaftlichen Rangordnung steht.
Wir hätten vielmehr eine Vorgehensweise erwartet, welche der sozialen Verantwortung und der Vorbildfunktion des Fußballs gerecht wird.
Veränderungen
„Es steht außer Frage, dass künftig Nachhaltigkeit, Stabilität und Bodenständigkeit zu den entscheidenden Werten gehören müssen“. Zwar zeugt die von der DFL getätigte Aussage durchaus von Selbstkritik, zeigt jedoch gleichzeitig auch, nach welchem Maßstab bisher Entscheidungen getroffen wurden und in welchem Ausmaß man von wirtschaftlichen Interessen getrieben wurde.
Es ist jetzt, und nicht erst nach überstandener Krise, an der Zeit, über konkrete Veränderungen im Profifußball zu debattieren und Entscheidungen zu treffen:
1. Wettbewerbsfördernde, ligaübergreifende Verteilung der Fernsehgelder
Der aktuelle Verteilungsschlüssel sorgt dafür, dass die Schere zwischen finanziell starken und schwachen Vereinen immer weiter auseinandergeht. Eine gerechtere Verteilung fördert den sportlichen Wettbewerb und steigert die Attraktivität der Ligen.
2. Rücklagen
Es muss festgelegt werden, dass die Clubs Rücklagen bilden, um zumindest kurzfristige Krisen jeder Art überstehen zu können, ohne direkt vor der Insolvenz zu stehen. Hierbei muss vor allem Rücksicht auf die e.V.-Strukturen genommen und dafür adäquate Lösungen gefunden werden, ohne diese – ebenso wie 50+1, in Frage zu stellen. Schließlich ist der Verkauf von Substanz zur Rettung der Liquidität genau die Denkweise, die zur jetzigen Krise geführt hat. Daher ist der Umstand, dass die 50+1 Regel zum Teil in Frage gestellt wird, aus unserer Sicht vollkommen unverständlich.
3. Gehalts- und Transferobergrenzen
Spielern und Funktionären seien weiterhin wirtschaftliche Privilegien vergönnt. Analog zu Transfersummen sollten jedoch auch diese gedeckelt werden, um aktuelle Auswüchse zu stoppen und dem irrationalen und unverhältnismäßigen Wettbieten entgegenzuwirken.
4. Einfluss durch Berater beschränken
Rund um die Spieler hat sich ein Netzwerk an Profiteuren gebildet, welches für den Sport in keiner Weise produktiv ist. Dieses muss aufgedeckt, reglementiert und eingeschränkt werden.
Wenn man sich auf der Mitgliederversammlung des eigenen Vereins erklären lässt, wie gering der Bruchteil der teils horrenden Ablösesummen ist, der dem eigenen Verein tatsächlich zu Gute kommt, wird schnell sichtbar, dass an diesem System des modernen Menschenhandels einiges nicht stimmen kann.
Zu hoch sind die Beträge, die bei den Transfererlösen bei den Spielerberatern hängen bleiben, deren Handeln im Interesse ihrer Schützlinge oft durchaus angezweifelt werden darf. Hier ist leider zu vermuten, dass oft der Blick auf den eigenen Gewinn, das „Kasse machen“, im Vordergrund steht und Spieler die Clubs öfter wechseln, als das ihrer eigenen sportlichen Entwicklung zuträglich wäre.
Richtig problematisch wird es dann, wenn sich unter den großen Beratungsbüros kartellartige Strukturen bilden, die mit Absprachen unter der Hand die Transferzahlungen in die Höhe treiben. Der freie Markt aus Angebot und Nachfrage ist dann nachhaltig gestört und es entsteht eine Preisspirale, an der der Profifußball kein Interesse haben kann.
Ebenso muss den verschiedenen Investmentfirmen, welche sich an den Rechten der Spielertransfers beteiligen, ein Riegel vorgeschoben werden. Es darf nicht sein, dass sich Privatpersonen unter dem Deckmantel dieser Firmen die eigenen Taschen füllen und die Verbände die Augen verschließen!
Natürlich ist es in Ordnung und Teil des Wettbewerbes Fußball, wenn gute Spieler gute Gehälter erzielen und entsprechende Transfersummen kosten. Spieler sind (leider) auch eine Handelsware. Die Abartigkeiten, die hier aber in den letzten Jahren gewachsen sind, sind nicht Ausdruck eines gesunden Wettbewerbs.
5. Kader begrenzen
Durch aufgeblähte Spielerkader lagern die Vereine „Kapital“ auf Ihren Auswechselbänken. Manch ein Verein verpflichtet Spieler nur, damit diese nicht für die Konkurrenz auflaufen können und lässt sie dann auf der Bank oder Tribüne versauen. Vereine, die es sich leisten können, blähen ihre Kader künstlich auf. Dem Motto folgend „was ich habe hat schon mal kein anderer“. Das ist natürlich eine Strategie, gegen die Konkurrenten zu arbeiten. Ob sie sportlich ist, steht auf einem anderen Blatt.
Eine Begrenzung der Anzahl an Spielerleihen ist bereits geplant. Dies gilt es, auf die Reduzierung der Profikader auszuweiten Ein beliebiges Aufstocken mit Nachwuchskräften sollte dennoch jederzeit möglich sein, denn würde es rein um die Absicherung gegen Ausfälle gehen, spricht absolut nichts dagegen, Nachwuchsspieler aus den eigenen Reihen hochzuziehen. In diesem Fall zeugt ein großer Kader mit eigenen jungen Spielern von einer nachhaltigen und guten Nachwuchsarbeit. Dies gilt es in Zukunft vermehrt zu fördern.
Ein „Zusammenkauf“ von Profispielern „auf Halde“ ist grundsätzlich abzulehnen. Das wird nicht zuletzt den Spielern nicht gerecht, deren Entwicklung dadurch nachhaltig gestört wird.
Wir werden genauestens verfolgen, ob auf die eigenen Worten der Verbandsvertreter und von Funktionären, den Fußball ändern zu wollen, auch Taten folgen. Schluss mit Ausreden und Heraufbeschwören von Unmachbarkeitsszenarien. Wir erwarten eine lösungs- und keine problemorientierte Herangehensweise mit transparenten Arbeitsschritten.
Fanszenen Deutschlands im Mai 2020
Quarantäne für den Fußball – Geisterspiele sind keine Lösung!
Die Frage, wann und in welcher Form wieder Profifußball gespielt werden darf, wurde in den vergangenen Tagen und Wochen viel diskutiert. In der nach wie vor teils unübersichtlichen gesellschaftlichen Situation wurden von verschiedenen Akteuren eine Vielzahl ethischer, epidemiologischer und anderer Argumente ins Feld geführt. Im Folgenden möchten wir uns, als bundesweiter Zusammenschluss der Fanszenen und mit Blick auf die DFL-Vollversammlung, zu dem Thema äußern:
Die Wiederaufnahme des Fußballs, auch in Form von Geisterspielen, ist in der aktuellen Situation nicht vertretbar – schon gar nicht unter dem Deckmantel der gesellschaftlichen Verantwortung. Eine baldige Fortsetzung der Saison wäre blanker Hohn gegenüber dem Rest der Gesellschaft und insbesondere all denjenigen, die sich in der Corona-Krise wirklich gesellschaftsdienlich engagieren.Der Profifußball ist längst krank genug und gehört weiterhin in Quarantäne.
Wir vertreten die klare Position, dass es keine Lex Bundesliga geben darf. Fußball hat in Deutschland eine herausgehobene Bedeutung, systemrelevant ist er jedoch ganz sicher nicht. Beschränkungen, die für vergleichbare Bereiche der Sport- und Unterhaltungsindustrie gelten, müssen auch im Fußball Anwendung finden. In einer Zeit, in der wir alle sehr massive Einschränkungen unserer Grundrechte im Sinne des Gemeinwohls hinnehmen, ist an einen Spielbetrieb der Bundesligen nicht zu denken. Wenn seit Wochen über einen Mangel an Kapazitäten bei CoVid-19-Tests berichtet wird, ist die Idee, Fußballspieler in einer extrem hohen Taktung auf das Virus zu untersuchen, schlicht absurd. Ganz zu schweigen von der Praxis eines Fußballspiels mit Zweikämpfen, eines normalen Trainingsbetriebes in Zeiten von Versammlungsverboten und eines gemeinsamen Verfolgens potenzieller Geisterspiele durch Fans.
Die Rede von gesellschaftlicher Verantwortung und Pläne für exklusive Testkontingente (über 20.000 Stück) für den Profifußball passen nicht zusammen. Wir verstehen, dass Vereinsfunktionäre durchaus rechtliche Verpflichtungen haben, im Sinne des finanziellen Wohls ihres Vereins zu handeln. In einer Situation jedoch, in der die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft vor enormen Herausforderungen stehen, ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass offenbar sämtliche Bedenken hintenangestellt werden, wenn es darum geht, den Spielbetrieb möglichst lange aufrechtzuerhalten, bzw. erneut zu starten.
Ganz offensichtlich hat der Profifußball viel tieferliegende Probleme. Ein System, in das in den letzten Jahren Geldsummen jenseits der Vorstellungskraft vieler Menschen geflossen sind, steht innerhalb eines Monats vor dem Kollaps. Der Erhalt der Strukturen ist vollkommen vom Fluss der Fernsehgelder abhängig, die Vereine existieren nur noch in totaler Abhängigkeit von den Rechteinhabern.
Die Frage, weshalb es trotz aller Millionen keinerlei Nachhaltigkeit im Profifußball zu geben scheint, wie die Strukturen und Vereine in Zukunft robuster und krisensicherer gemacht werden können, wurde zumindest öffentlich noch von keinem Funktionär gestellt. Das einzig kommunizierte Ziel ist ein möglichst schnelles ,,Weiter so!‘‘, das jedoch lediglich einer überschaubaren Zahl an Beteiligten weiterhin überragende Einkünfte garantiert. Das Gerede von zigtausenden Jobs halten wir schlicht in den meisten Fällen für einen Vorwand, weiterhin exorbitante Millioneneinkünfte für wenige extreme Profiteure zu sichern. Dies zeigt sich auch in der absoluten Untätigkeit des DFB, im Hinblick auf den Fußball unterhalb der 2. Bundesliga. Dass Geisterspiele hier viel stärkere Folgen hätten, als in den Ligen der DFL, wird ausgeblendet. Hauptsache das „Premiumprodukt“ kann weiterexistieren. Hier wird der DFB seiner Rolle nicht nur nicht gerecht, er zeigt auch wiederholt, wessen Interessen er vertritt.
Seit Jahren fordern Fans Reformen für eine gerechtere Verteilung der TV-Einnahmen und kritisieren die mangelnde Solidarität zwischen großen und kleinen Vereinen. Wir weisen auf Finanzexzesse, mangelnde Rücklagenbildung und die teils erpresserische Rolle von Spielerberatern hin. Die Gefahr der Abhängigkeit von einzelnen großen Geldgebern haben wir anhand von Beispielen wie 1860 München, Carl Zeiss Jena und anderen immer wieder aufgezeigt.
Spätestens jetzt ist es aller höchste Zeit, dass sich Fußballfunktionäre ernsthaft mit diesen Punkten auseinandersetzen. Die jetzige Herausforderung ist auch eine Chance: Die Verbände sollten diese Krise als solche begreifen und die Strukturen des modernen Fußballs grundlegend verändern. Es ist höchste Zeit!
In diesem Zusammenhang fordern wir:
- Der aktuelle Plan der DFL, den Spielbetrieb im Mai in Form von Geisterspielen wieder aufzunehmen, darf nicht umgesetzt werden. Wir maßen uns nicht an, zu entscheiden, ab wann der Ball wieder rollen darf. In einer Situation, in der sich der Fußball auf diese Weise so dermaßen vom Rest der Gesellschaft entkoppeln würde, darf es jedoch nicht passieren.
- Eine sachliche Auseinandersetzung mit der aktuellen Lage muss forciert und eine Abkehr vom blinden Retten der TV-Gelder vollzogen werden. Auch ein möglicher Abbruch der Saison darf kein Tabu sein, wenn die gesellschaftlichen Umstände es nicht anders zulassen. In diesem Fall sollten nicht nur Horrorszenarien in Form von drohenden Insolvenzen skizziert werden, sondern Lösungsmöglichkeiten in Form von Förderdarlehen, erweiterten Insolvenzfristen und anderen Kriseninstrumenten, denen sich auch die restliche Wirtschaft stellt, diskutiert werden.
- Eine kommende Lösung muss maximal solidarisch sein. Es darf unter den Vereinen keine Krisengewinner- und verlier geben. Die Schere zwischen ,,groß‘‘ und ,,klein‘‘ darf nicht noch weiter auseinandergehen. Ausdrücklich schließen wir damit auch die Vereine der dritten Liga und der Regionalligen mit ein, für die Geisterspiele ohnehin keine Option sind.
- Die Diskussion über grundlegende Reformen, um den Profifußball nachhaltiger und wirtschaftlich krisensicherer zu gestalten, muss jetzt beginnen. Sie darf nicht nur von Fans und Journalisten geführt werden, sondern ist die zentrale Aufgabe der Verantwortlichen der Clubs und Verbände.Strukturen und Vereine müssen auf einen finanziell und ideell sicheren Boden zurückgeholt werden. Dabei muss die 50+1-Regel weiterhin unberührt bleiben.
Die Phase einer von der restlichen Gesellschaft komplett entkoppelten Fußballwelt muss ein Ende haben!
Fanszenen Deutschlands im April 2020
Kollektivstrafen zum „Schutze“ eines Milliardärs – der DFB zeigt erneut sein wahres Gesicht
In den vergangenen Wochen wurde die Fußballöffentlichkeit erneut Zeuge der Doppelmoral und Demokratiefeindlichkeit der Vertreter des sogenannten „modernen Fußballs“. Ihren Höhepunkt erreichte die Absurdität vorerst am vergangenen Wochenende.
Sich gegenseitig übertreffend fabulierten Dietmar Hopp, Karl-Heinz Rummenigge und der DFB selbst, neben abgehalfterten D-Prominenten des Fußballs über „Würde“, „Moral“ und „Respekt“. Dieselben Personen, die im Falle Hopp daran arbeiten, dass der Fußball der Zukunft von hochgezüchteten Retortenvereinen mit unkritischem Klatschpublikum beherrscht wird und der ungebetenen Meinungen gerne mit einem Hochfrequenzgerät begegnet, welches Körperverletzungen nach sich zieht. Oder die, im Fall Rummenigge, Trainingslager in Katar abhalten, einem Land, welches Menschenrechte und somit die oben erwähnten Werte mit Füßen tritt. Ein Land, welches auch aufgrund der DFB-Funktionäre die Weltmeisterschaft 2022 austragen wird. In Anbetracht der nicht aufgeklärten gekauften WM 2006 ist auch hier davon auszugehen, dass sich die Herren das einige teure Uhren haben kosten lassen.
Diese moralisch alles andere als integren Personen und Strukturen wollen uns Fans nun erzählen, was Anstand ist und stören sich an der zugespitzten Wortwahl, mit der wir unsere Kritik äußern. Nur, wenn es keine Möglichkeit gibt, grundlegende Veränderungen im deutschen Fußball zu erreichen, müssen wir eben zu drastischeren Maßnahmen greifen. Dass es keine andere zielführende Möglichkeit gibt, haben die von uns geführten Gespräche mit den Verbänden gezeigt, die letztlich nicht mehr waren als ein großer Scheindialog.
Die tatsächliche Schande der vergangenen Wochen liegt im Verhalten der Verbände, allen voran des DFB. Zuerst wurden die öffentlichkeitswirksam ausgesetzten Kollektivstrafen wieder eingeführt. Wohlgemerkt, in einer von einem Fußballverband geschaffenen Paralleljustiz. Diese verfassungswidrige Art der Bestrafung ist mit unserem Verständnis von Demokratie nicht in Einklang zu bringen. Indem der DFB diese nun wieder ausspricht, offenbart er nicht nur erneut sein verzerrtes Bild von Rechtsstaatlichkeit, sondern beweist auch eindrücklich, dass er nur solange an Veränderungen und Dialog interessiert ist, solange sein Geschäft nicht ernsthaft gestört wird. Nicht einmal die wenigen Fanorganisationen, die noch mit dem DFB im Dialog stehen, wurden über die „neue Linie“ des Verbandes informiert, geschweige denn, deren Meinung eingeholt. Der DFB zeigt wiederholt, dass er kein ernsthaftes Interesse an einem Dialog mit Fans verfolgt. Unter Fritz Keller scheint sich auch hier leider nichts zum Positiven verändert zu haben.
Darüber hinaus sollen von nun an zum Wohle eines Milliardärs sämtliche „Diskriminierungen“ und „Beleidigungen“ sanktioniert werden, bei Wiederholungen droht ein Spielabbruch. Eine Selbstoffenbarung seiner eigenen Unabhängigkeit lieferte der DFB bereits, in dem er im Vorfeld des Spieltags eine Einflussnahme von Vereinsfunktionären und Absprachen zuließ. Der erste Spieltag mit dieser Regelung hat gezeigt, worum es den Verantwortlichen und dem DFB wirklich geht, um schlichte Zensur. Anders ist die Unterbrechung in Meppen nicht zu erklären. Auch, wenn die Verbände jetzt wieder ein Stück weit zurückrudern, zeigt sich klar, in welche Richtung es gehen soll und wird.
Wir sind nicht gutgläubig und waren es auch nie. Und so lassen wir uns auch diesmal nicht blenden. Es geht hier weder um antirassistisches Engagement, noch um Diskriminierung und schon gar nicht um Anstand und Werte. In diesem Falle hätte sich der DFB in der Vergangenheit entschiedener, auch im eigenen Dunstkreis, positionieren müssen. Dieses geschah, wie zu erwarten nicht. Es geht schlichtweg um die Bekämpfung unserer Fankultur und unserer Werte. Die Profiteure des Geschäfts „Fußball“ versuchen mit diesem scheinbar verfänglichen Thema die Fankurven zu spalten, um letztlich die aktiven Fanszenen zu entfernen. Denn diese sind es, die stets den Finger in die Wunde legen und sich für demokratische Vereine, effektive Mitbestimmung im Fußball, für den Erhalt der 50+1 Regel, für bezahlbare Eintrittskarten und fangerechte Anstoßzeiten einsetzen und somit letztlich für das, was uns Fans die Identifikation mit diesem Sport noch halbwegs gelingen lässt.
Aber dieses Engagement ist dem DFB und seinen Verbündeten ein Dorn im Auge, welchen es zu bekämpfen gilt. Diesen Kampf nehmen wir auch weiterhin gerne an, denn wir haben keine andere Wahl, als ihn zu führen, wenn wir unseren Fußball zumindest teilweise noch erhalten wollen. Dieser Kampf kann plakativ, zugespitzt und provokant geführt werden oder tiefgründig und differenziert – wichtig ist, dass wir ihn führen!
Denn wir Fans sind die Basis und die Seele des Fußballs und wir lassen uns weder von Kollektivstrafen, noch von Spielunterbrechungen davon abhalten, für unsere Sache einzustehen.
Wir fordern und erwarten daher:
- Kollektivstrafen abschaffen! Es wird Zeit, dass der DFB sein mittelalterliches Rechtsverständnis für alle Zeit hinter sich lässt und Kollektivstrafen nicht nur aussetzt, sondern seine Rechts- und Verfahrensordnung diesbezüglich ändert und damit das Instrument der kollektiven Bestrafung abschafft. Im gleichen Zuge erwarten wir die sofortige Aufhebung der gegen Borussia Dortmund ausgesprochenen Zuschauerausschlüsse.
- Die wirklich hässlichen Gesichter des Fußballs bekämpfen! Der Fußball ist kaputt. Wirtschaftliche Interessen werden hofiert, das System sorgt dafür, dass reiche Clubs immer reicher werden, in den Verbänden steht Korruption an der Tagesordnung und um Menschenrechtsverletzungen schert man sich einen Dreck. Nicht erst seit den „Football Leaks“- Enthüllungen ist bekannt, dass Verbände und Vereine sich an diesen Zuständen nicht stören – im Gegenteil, sie fördern sie sogar. Hier muss endlich gegengesteuert werden, sollte den Herren wirklich etwas am Fußball liegen!
Wer nur am maximalen Profit orientiert ist, Werte deshalb nur zu seinem (Wettbewerbs-)Vorteil benennt und sich mit jahrelanger Kritik von Fans nicht ehrlich auseinandersetzt, macht sich lächerlich, wenn er sich als Hüter der Moral inszeniert. Wir Fans werden die Praxis vom letzten Spieltag nicht einfach so hinnehmen und im Zweifel weiter Unterbrechungen und auch Abbrüche in Kauf nehmen.
Fick dich DFB!
Fanszenen Deutschlands im März 2020